Das Raeume Wohnprojekt erklärt sich solidarisch mit der Jagow 15. Das Wohnprojekt, das ebenfalls Teil des Mietshäusersyndikats ist, wurde im April zum Ziel von Brandanschlägen sowie einer Bombendrohung. Es handelte sich dabei mutmaßlich um Angriffe mit rechtsextremem Hintergrund. Hier könnt ihr Näheres nachlesen.
Pressemitteilung 23.04.2021
Jagow 15 – Erstes Hausprojekt Spandaus im Mietshäuser Syndikat
Wohnen in Selbstverwaltung
Anhaltende Bedrohung unseres Hauses
Nach nicht einmal zwei Wochen wurde bei uns, in der Jagowstr. 15, erneut Feuer gelegt. In der Nacht vom 18.04. auf den 19.04. gab es gegen 22:15 wieder einen Brandanschlag. Kurz zuvor waren noch Hausbewohner*innen im Hof. Es gab nur ein paar Minuten, in denen niemand von uns den Hinterhof im Blick hatte. Dieser Zeitraum hat gereicht, dass von hinten über die Mauer das Feuer gelegt wurde. Schon bald bemerkte ein Bewohner eine Rauchentwicklung, in der am Seitenflügel anliegenden Garage und schlug Alarm. Dann lief alles sehr schnell und koordiniert ab, alle Bewohner*innen konnten das Haus verlassen, während gleichzeitig Löschversuche unternommen und die Feuerwehr kontaktiert wurde.
Das Feuer entwickelte sich dermaßen rasant, dass binnen kürzester Zeit
die Garage und zwei PKWs in Flammen standen, welche fast bis zum zweiten Stock reichten. Es war uns diesmal unmöglich und eindeutig zu gefährlich, das Feuer in der ehemaligen Autowerkstatt selbst einzudämmen. Nach ca. 2 Stunden konnte die Feuerwehr den Brand endgültig löschen.
Die beiden PKWs sind komplett ausgebrannt. Zum Glück beschädigte das Feuer auf dem Hof dieses Mal keine der Wohnungen direkt und verletzte niemanden physisch.
Dabei blieb es nicht. Nur zwei Nächte später, Dienstagnacht, vom 20.04. auf den 21.04. erhöhte sich schlagartig die Polizeipräsenz vor der Tür massiv. Auf Nachfrage erhielten wir die Information, dass eine akute Bedrohungslage vorläge. Später erfuhren wir, dass ein anonymer Anruf bei der Polizei einging, in dem angekündigt wurde, dass ein möglicher Sprengstoffangriff auf das Haus stattfinden soll. Diese Bedrohung veranlasste den sofortigen Polizeieinsatz zur
Entschärfung der Umgebung rund ums Haus.
Wir sind geschockt davon, wie organisiert unser Haus terrorisiert wird.
Die Geschehnisse der letzten Tage stärken die Vermutung, dass hinter den Angriffen eine rechtsextreme Koordination steht.
Aktuell stemmen wir selbst den ersten nötigen Schutz. Was im Moment passiert, nimmt uns alle mit und zehrt an unseren und den Kräften unserer Freund*innen, Familien und Netzwerke. Die Solidarität von außerhalb stärkt uns unglaublich den Rücken und zeigt wieder einmal, dass solche Anlässe auch Menschen neu zusammenbringen. Für uns ist weiterhin klar, dass wir nicht die Ersten sind, die diese Einschüchterungsversuche treffen. Das Vorgehen der Täter*innen ist bekannt.
Egal ob im Neukölln-Komplex, beim NSU2.0 oder jetzt in Spandau.
All diese Anschläge sind skrupellos und nicht hinnehmbar.
Hier im Haus fanden sich über die Jahre Menschen mit verschiedensten
Hintergründen zusammen und gerade in der jetzigen Berliner Wohnsituation ist es für viele existenziell diesen sicheren, bezahlbaren Wohnort gefunden zu haben.
Die Jagow15 ist seit Jahren in Spandau als gemeinschaftliches Wohnprojekt bekannt und vernetzt. Das Haus wird sich auch weiterhin für ein solidarisches und diskriminierungsfreies Miteinander einsetzen.
Wir leben in einem super internationalen, diversen Kiez – und Brandanschläge verändern nichts daran, dass Berlin eine weltoffene und bunte Stadt ist. Interkulturelles Zusammensein, binationale Familien, alternative Lebensformen, soziales Engagement und ein Verständnis fürs Miteinander sind längst Teil dieser Gesellschaft.
Wir lassen uns nicht einschüchtern!